Liebe Frau Botschafterin Frankenstein, Sie sind als Berufspatin bei Berliner Schulpate aktiv. Was hat Sie damals bewogen, diese Idee zu unterstützen?

Für mich persönlich ist es einer der wichtigsten Aspekte im Leben, eine sinnvolle und erfüllende Berufstätigkeit auszuüben. Grundlage dafür ist, meines Erachtens, dass Kinder schon früh eine Ahnung von der Vielzahl und der Unterschiedlichkeit der Berufe bekommen. Es ist großartig, wenn Kinder in der Grundschule angeregt werden, sich spielerisch mit dem Thema „Beruf“ auseinanderzusetzen. Diese Grundidee hat auch der Berliner Schulpate. Das hat mir gefallen und deshalb unterstütze ich diese Initiative.

Was halten Sie von dem Konzept, bereits Grundschulkindern ab der fünften Klasse Berufsbilder vorzustellen? Manche halten das für zu früh.

Im ersten Moment wirkt es tatsächlich sehr früh. Sich jedoch erst in der 9. Klasse, wenn es um ein passendes Praktikum geht, mit dem Berufswunsch zu beschäftigen, ist reichlich spät. Vor allem wenn das Familienumfeld eine eher einseitige Prägung hat. Ich finde es wichtig, dass Kinder die Vielfältigkeit der Ausbildungsberufe kennenlernen. Kinder in der Grundschule haben oft schon Vorstellungen darüber, was sie mal werden wollen. Es ist eine schöne Aufgabe, sie in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken, dass sie später den Beruf erlernen könnten, den sie wollen und der zu ihnen passt.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den „Kleinen“ in den Berufe-Stunden gemacht?

Es ist erstaunlich, was manche Kinder wissen oder nicht wissen. Fragt man zum Beispiel: Wo kommt das warme Wasser oder die Wärme her? Dann sagen die einen, na aus dem Wasserhahn oder man dreht den Heizkörper auf, während andere schon einmal mit der Mama oder dem Papa im Keller waren und die Heizungsanlage angeschaut haben. Einer unserer Azubis fand bei einer Berufe-Stunde eine schöne Metapher dazu: das ist wie ein großer Kochtopf im Keller. War schön anschaulich und hat den Kindern besonders gefallen.

Welche Berufe gibt es in Ihrem Unternehmen und welche Voraussetzungen sollten Jugendliche mitbringen, um einen Ausbildungsplatz zu erhalten?

Wir haben ca. 30 Ausbildungsplätze und bilden Anlagenmechaniker, Elektroniker für Gebäude- und Infrastruktursysteme, technische Systemplaner, Industriekaufleute und Kaufleute für Büromanagement aus. Ein MSA- oder höherer Schulabschluss ist wünschenswert. Am Ende wollen wir gute Handwerker*innen ausbilden. Wenn uns eine spannende Bewerbung erreicht, die auf den ersten Blick nicht ganz unseren Anforderungen entspricht, dann schauen wir ins Detail. Erkennen wir bei einer erweiterten Berufsbildungsreife dass „ein Feuer brennt“, unterstützen wir den Azubi ggf. mit Nachhilfeangeboten. Unsere Azubis sind ein Teil des Ganzen. Wir legen Wert auf eine enge Führung und sind auch da, wenn mal privat irgendwo der Schuh drückt. Kurz gesagt: Wir bieten eine abwechslungsreiche Ausbildung inklusive Betreuung mit Herzblut.

Ist Ihr Engagement beim Berliner Schulpaten ein Teil Ihrer Strategie zur Nachwuchs-Akquise?

Ja, wobei wir noch weitere soziale Projekte unterstützen, z. B. Handwerk stiftet Zukunft, den Eventus-Preis, die Ausbildungsplatz-Paten etc. Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung, wollen fördern und begleiten, denken langfristig und größer. Nur so kann sich Neues entwickeln. Womöglich werden wir von den Fünftklässlern jetzt keinen Azubi gewinnen. Doch vielleicht treffen wir ihn auf einer Ausbildungsmesse wieder und er oder sie erinnert sich an eine Berufe-Stunde mit mf Mercedöl. Dann schließt sich ein Kreis.

Sie als unsere „Botschafterin“ heute, was denken Sie, braucht das Berliner Handwerk, damit es mit dem „Nachwuchs“ klappt, Azubis für einen Beruf interessiert und eine Ausbildung erfolgreich abschließen können?

Ich wünsche mir, und es würde Berlin oder überhaupt dem Handwerk guttun, wenn die „alten Meister*innen“ aktiv darüber berichten würden, wie toll es ist, ein Handwerk zu beherrschen. Oder noch besser: Alte und junge Handwerksmeister*innen geben gemeinsam ihre Begeisterung für ihr Handwerk weiter. Vor allem sollten wir uns lösen von „damals war alles ganz anders – meint besser. Die Generationen ändern sich. Ich bin dafür, gemeinsam zu versuchen die individuellen Stärken, Fertigkeiten und Potenziale der jungen Menschen zu erkennen und zu fördern und sie dabei zu unterstützen, ihre Einzigartigkeit in die Welt zu bringen – auch in ihrem Handwerk. Vielleicht würden dadurch mehr junge Menschen für einen Ausbildungsberuf gewonnen werden können.

 

Dorothee Frankenstein ist die Ausbildungsleiterin bei mf Mercedöl GmbH. Seit fast 60 Jahren ist mf Mercedöl der zuverlässige Partner, wenn es um Sanitär, Heizung oder Klima geht. Mf Mercedöl ist eines der ersten Unternehmen, die von Anfang an bei den Berliner Schulpaten dabei waren. Als Berufspate kommen sie nicht nur in Berufe-Stunden in die Grundschulen, sondern sie ermöglichen durch ihre Spenden auch Reparaturen und Verschönerungen