Lieber Herr Botschafter Zobel, Sie sind als Berufspate bei Berliner Schulpate aktiv. Was hat Sie damals bewogen, diese Idee zu unterstützen?

Ich habe irgendwann festgestellt und kapiert, wie schwer es für Jugendliche sein muss, in den ca. 300 Ausbildungsberufen die es gibt, etwas Geeignetes für sich zu finden, vor allem, wenn sie erst in der 10. Klasse damit beginnen, sich mit Berufen zu beschäftigen. Viele Elternhäuser sind nicht mehr unbedingt berufliche Vorbilder. Die Kinder werden nicht mehr, wie wir Älteren, durch die Berufe der Eltern beeinflusst. Deshalb kann es nicht früh genug damit losgehen, dass Kinder unterschiedlichste Berufe kennenlernen. So können sie feststellen, ob sie Spaß, zum Beispiel, eher an handwerklichen oder kaufmännischen Tätigkeiten haben. Kinder sollten früh die Möglichkeit bekommen, eine erste Ahnung ihrer Interessen zu erkennen. Und genau dieses Ziel hat auch Berliner Schulpate. Deshalb unterstützen zapf und ich persönlich die Initiative. Zusammen mit Azubis gehe ich in die Grundschulen, wir erzählen von unseren Ausbildungsberufen und laden die Klassen zu Betriebsbesichtigungen ein. Die Idee der frühzeitigen Orientierung und Heranführung an Berufe ist einfach unterstützenswrt.

Was halten Sie von dem Konzept, bereits Grundschulkindern ab der vierten/ fünften Klasse Berufsbilder vorzustellen? Manche halten das für zu früh.

Nein, es ist nicht zu früh. Von mir aus könnte sogar schon im Kindergarten damit angefangen werden, Berufe vorzustellen. Schon allein wegen der Menge der Berufe und der Vielfältigkeit der Berufsbilder. Berufe-Stunden und Betriebsbesichtigungen sind eine Orientierungshilfe, ein Angebot an die Kinder, eine erste Vorstellung davon zu bekommen, wo ihre Interessen liegen. Diese Erfahrungen sollte man Kindern ermöglichen. Je früher, umso besser. Dann ist ein Samen eingepflanzt. Optimal wäre es, wenn in den 5. – 10. Klassen immer mal wieder über Berufe gesprochen werden würde, damit möglichst viele unterschiedliche Berufe vorgestellt werden können. Mein Ziel ist es, dass Jugendliche in der 10. Klasse zumindest eine gewisse Ahnung davon haben, was sie beruflich machen wollen. Ich finde es gut, wenn sie direkt in die Ausbildung gehen und keine zusätzlichen Angebote wie z.B. Integrierte Berufsausbildungsvorbereitungen (IBA) brauchen. Da bin ich pragmatisch: die Jugendlichen kommen aus der 10. Klasse, suchen einen Ausbildungsplatz und wir haben welche. Nur können wir diese seit Jahren in bestimmten Bereichen nicht mehr belegen. Irgendwie ist in dem ganzen System was nicht in Ordnung, denn es bleiben viele Jugendliche übrig, die nicht ausgebildet werden.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den „Kleinen“ in den Berufe-Stunden gemacht?

Ehrlicher weise bessere als mit den Großen. Die Kinder sind interessiert, sind neugierig, machen mit, kennen manches schon und sie finden die Ansprache durch die Azubis toll. Wir sind immer ganz Feuer und Flamme, wenn die Kleinen zu den Betriebsbesichtigungen kommen. Deshalb sind wir bereits das 6. Jahr bei Berliner Schulpate mit dabei. Die erste Urkunde ist schon voll.

Welche Berufe gibt es bei zapf umzüge und welche Voraussetzungen sollten Jugendliche mitbringen, um bei Ihnen einen Ausbildungsplatz zu erhalten?

„Versuche den besten Schulabschluss zu erreichen, den du schaffen kannst, denn dann wirst du immer freier in deiner Berufswahl“, das lege ich den Jugendlichen, mit denen ich spreche, ans Herz. Das fehlende Wissen unterhalb eines MSA muss irgendwann irgendwie nachgeholt und erarbeitet werden, da hilft nichts.
zapf bildet in sieben Berufen aus. Allein 20 Plätze stehen jedes Jahr für die Ausbildung von Fachkräfte für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice zur Verfügung. Von diesen Plätzen sind zurzeit gerade mal acht besetzt. Noch immer hat dieser Beruf mit dem Image der Möbelpacker zu kämpfen. Viele denken, Möbel schleppen, das sogenannte „uff der Treppe“ arbeiten sei die Haupttätigkeit. Aber nein. Servicedienstleistungen stehen in diesem Job im Vordergrund.
Ausbildungsplätze gibt es darüber hinaus noch für Fachlagerist*innen, Fachkräfte für Lagerlogistik, Kaufmann/ Kauffrau für Speditions- und Logistikdienstleistungen, Kaufmann/ Kauffrau für Büromanagement und KFZ-Mechatroniker*innen für schwere Nutzfahrzeuge.
Wichtig ist mir auch, dass die Azubis verstehen, dass wir ein Dienstleistungsunternehmen sind. Ich tue etwas für andere und bekomme dafür Geld. Da muss man lernen, auch in stressigen Situationen die Ruhe zu bewahren.

Ist Ihr Engagement bei Berliner Schulpate Teil Ihrer Strategie zur Nachwuchs-Akquise?

Ja. Aber nicht nur das. Es ist Teil unserer Unternehmensphilosophie und wir verstehen es als unseren gesellschaftlichen Auftrag, Verantwortung in diesem Bereich zu übernehmen und Präsenz zu zeigen. Das wird nicht immer unbedingt gewertschätzt, aber das ist uns egal. Die Einstellung kommt noch von der Gründermentalität von Klaus Zapf und wird von den Vorständen weitergeführt. Wir wollen nicht nur Dienstleister sein, sondern unseren Kunden ein positives Gesamtbild bieten. Gut organisierte Umzüge, durchgeführt mit gut ausgebildeten Fachkräften. Das machen wir.

Sie als unser „Botschafter“ heute, was denken Sie, braucht Berlin, damit es mit dem „Nachwuchs“ klappt, Azubis sich für einen Beruf interessieren und eine Ausbildung erfolgreich abschließen können?

Es braucht vor allem gute Schulen, engagierte Lehrer, frühe Berufsorientierung und ein Ineinandergreifen von Projekten. Der Senat ist da auf einem richtigen Weg, er fördert zum Beispiel Berliner Schulpate, der mit Grundschulkindern arbeitet und die Ausbildungsinitiative seiDUAL, die sich an Jugendliche richtet und mit der wir auch kooperieren.

 

Ronald Zobel ist Ausbildungsleiter bei der zapf umzüge AG. Seit 2000 ist er, mit einer kleinen Unterbrechung, für zapf tätig. Als studentisches Umzugsunternehmen 1975 von Klaus Zapf gegründet, ist zapf umzüge ein Berliner Urgestein. zapf organisiert Umzüge und bildet insbesondere Fachkräfte für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice aus. Erneut erhielt das Unternehmen eine Auszeichnung für exzellente Ausbildungsqualität.